Kossautal

Wappen

Topographie

Das Schutzgebiet existiert seit dem 31.12.1984 und umfaßt 94 ha. Das Naturschutzgebiet "Kossautal" besteht im wesentlichen aus dem Mittellauf der Kossau.
Schutzgebiet
Schutzgebiet
Im Süden beginnt das Gebiet an der Brücke der B 430 bei Gut Rantzau und endet im Norden bei der Überquerung der B 202 in Lütjenburg. Unter Schutz gestellt wurde im Wesentlichen der Talraum der Kossau. Aufgrund der Morphologie ist die Breite sehr unterschiedlich. Manchmal ist es nicht breiter als 50 m, wenn die kuppigen Endmoränen nah an den Bach heranrücken. Bei Talaufweitungen sind Breiten von 400 m möglich (Vogelsdorf). Nördlich von Lütjenburg im Unterlauf der Kossau liegen drei weitere kleinere Flächen.
Der Mittellauf ist von seiner Morphologie her noch als naturnahes Fließgewässer anzusprechen, auch wenn er durch 4 Wehre unterbrochen wird. Diese Situation hat sich mittlerweile deutlich verbessert, da das 2. Wehr an der Rantzauer Papiermühle und das 4. Wehr an der Niedermühle für Wassertiere durch Sohlgleiten überwindbar geworden sind.




Historischer Abriss

Die Vegetationsstruktur und der Verlauf der Kossau ist auch in historischen Zeiträumen belegt. So wird durch die Karte von Varendorf (1789-1795) sehr gut gezeigt, dass damals der Kossaulauf ähnlich wie heute war. Auch die 4 Wehre waren vorhanden, wobei der Mühlteich bei der Papiermühle größer war und die Niedermühle ebenfalls Papiermühle genannt wurde. Waldbereiche waren nur im Krähenholz vorhanden. Die restlichen Flächen sind als offenes Buschland eingezeichnet. Fast der gesamte Bachlauf war besonnt.
Einschneidende Veränderungen fanden im 20. Jahrhundert statt. Diese begannen nach dem 2. Weltkrieg mit größeren Abholzungen in den Randbereichen. Auch der Ausbau der Landstraße zur Bundesstraße brachte vielfältige Begradigungen und Ausräumungen im Randbereich mit sich.
Bis Ende der sechziger Jahre waren die Kossauufer im NSG voll besonnt und wurden regelmäßig gemäht mit Ausnahme von dem Krähenholz und zwei kleineren Waldparzellen bei Gut Rantzau und Helmstorf.
Zu dieser Zeit vollzog sich auch ein entscheidender Einschnitt in der Kossau. Der Mittellauf des Baches wurde auf gesamter Länge ausgebaggert, um damit den Grundwasserspiegel zu senken. Der Aushub wurde in Wällen am Rand angehäuft oder über die Fläche verteilt. Die ehemaligen Mähwiesen wurden nach der Trockenlegung ged¨ngt und beweidet. Dies hatte eine starke Vereinheitlichung des Grünlandes zur Folge. Größere Wiesenbereiche wurden mit Schwarzerlen, Grauerlen, Sitkafichten und Hybridpappeln aufgeforstet (z.B. bei Rodenkrog).
Kossauufer
Kossauufer
In den neunziger Jahren nahm die Bewirtschaftung rapide ab und im selben Maß stieg die Verbrachung.
Aktuell ist die Struktur heterogener als damals. In einigen Bereichen wurden Sukzessionsflächen durch Naturschutz­maßnahmen oder Eigeninitiative wieder in eine Nutzung überführt. Das Problem mit den nichtheimischen Gehölzen löste sich bei den Sitkafichten von allein, da sie eingegangen sind. Die Pappeln werden immer wieder Opfer von Windbruch. Der Wurzelstock bildet dann eine ideale Nistmöglichkeit für den Eisvogel. Die Grauerlen sollten enfernt werden, da sie sich über Wurzelausläufer vermehren und durch Schwarzerlen ersetzt werden.





Pflanzenwelt

In der Kossau und seinen angrenzenden Gebieten finden sich eine große Anzahl von Pflanzenarten.Im Bachlauf selber ereichen die die Niederen Pflanzen mit den Algen die höchste Artenzahl, wobei der Schwerpunkt bei den mikroskopisch kleinen Kieselalgen liegt. Aber auch aus der Gruppe der Rot- und Grünalgen sind diverse Arten zu finden. So überzieht die Krusten-Rotalge im Sommer in beschatteten Bereichen als roter Belag die Steine, während fädige Grünalgen (z.B. Schlauchalge, Knäuelige Astalge) in sonnigen Abschnittten zu finden sind. In diesen Teilen des Bachbettes sind auch die Höheren Pflanzen aspektbildend. Submers findet man am häufigsten Laichkräuter, Wasserstern und Wasserpest. Einfacher Igelkoben, Schwanenblume und Berle kommen als flutende oder aufrecht wachsende Form vor und sind typische Vertreter des Bachröhrichts. Ästiger Igelkolben, Schilf und Wasserschwaden kennzeichnen die besonnten Ufer.
Sehr charakteristisch für die Kossau sind die Bestände des Rohrglanzgrases, die sich häufig auf den aufgelassenen Flächen entwickeln und besonders gut an schwankende Wasserständen angepaßt sind. Sehr nasse ehemalige Feuchtwiesen werden mittlerweile von Landröhrichten aus Schilf oder Wasserschwaden oder von Großseggenriedern der Sumpfsegge oder Scharfen Segge eingenommen. Solche Niederungen sind z.B. auf den Flächen im Unterlauf verbreitet. In trockeneren Bereichen kommen Nitrophyten wie Brennnessel hinzu, die in höheren Lagen eine Brennnessel-Giersch-Flur ausbilden.
Knabenkraut
Knabenkraut
Floristisch interessant sind die kleinen Vorkommen der Kohldistelwiesen, da hier hohe Artenzahlen zu finden sind, insbesondere auf bewirtschafteten Flächen. Neben Kohldistel und Sumpfengelwurz wachsen Sumpfdotter­blume, Zweizeilige Segge und das geschützte Breitblättrige Knabenkraut.
Weitere Gesellschaften des Grünlandes sind Weidelgras-Weißklee-Weide, Glatthafer-Wiese und Magerwiese mit der Gesellschaft des Ferkelkrautes.
Die Wälder sind im Auenbereich von Erlen-Eschenwäldern geprägt. Die Hangflächen werden von Waldschwingel-Buchenwäldern eingenommen. Der typische Perlgras-Buchenwald ist nur kleinflächig ausgebildet.





Tierwelt


Vögel

Die Kossau ist als großer Bach oder kleiner Fluss ein idealer Biotop für gewisse vom Wasser abhängige Vögel. So brüten an der Kossau einzelne Schellenten und Gänsesäger.
Der Eisvogelbestand an der Kossau mit Einzugsgebiet der Nebenbäche hät sich etwa konstant bei 6-10 Brutpaaren. Da die Kossau relativ arm an Kleinfischen ist, nimmt der Eisvogel gerne Wasserinsekten und deren Larven als Nahrung und fliegt oft größere Strecken zu Wassertüpeln und Fischteichen zur Nahrungssuche.
Wasseramsel
Wasseramsel
Inzwischen wurde von der Betreuergruppe eine Eisvogel-Brutwand an der mittleren Kossau angelegt. Ansonsten bevorzugt er Wurzelteller umgestürzter Bäume zum Brutröhrenbau.
Erfreulich ist, dass die Gebirgsstelze deutlich zugenommen hat, von früher 2 Paaren auf jetzt 5 Paare. Der Sumpf­rohrsänger ist in der schilfigen Uferregion unverändert mäßig häufig zu beobachten. Im Winter suchen überwinternde nordische, meist in Norwegen brütende, Wasseramseln auf dem Bachggrund ihr Futter.







Fische

Die Bachforelle (Salmo trutta forma fario)
Die Bachforelle lebt in klaren, sauerstoffreichen und kühlen Fließgewässern. In der Kossau ist es der gesamte Bach mit seinen Nebenflüssen bis zum großen Binnensee. Größere Exemplare können auch zu Räuber werden, ansonsten ernähren sie sich von Wümern, Kleinkrebsen oder Flugnahrung. Bachforellen sind meist standorttreu und brauchen in ihrem Revier tiefe Kolke unterspülte Baumwurzeln oder große Steine. Mit zwei bis drei Jahren werden sie geschlechtsreif und ziehen zum Laichen über schnellströmende Kiesgründe. Selten werden sie länger als 50 cm. In den Bestandsaufnahmen per Elektrofischen ist ein Exemplar von 67 cm nachgewiesen worden.

Meerforelle (Salmo trutta forma trutta)
Meerforelle
Meerforelle
Die Meerforelle, ein anadromer Wanderfisch, ist im Unterlauf der Kossau und in dem Seitenarm Lachsbek nachgewiesen worden. Sie ist in ihrer Lebensweise dem Lachs sehr ähnlich, steigt aber weiter stromaufwärts, um selbst in kleinsten Bächen zu laichen. Der Laich kann nur in grobkiesigen, sauerstoffreichen und schnellfließenden Bereichen bei einer Verweildauer von 60 bis 90 Tagen bis zum Schlüpfen überleben. Die meisten Elterntiere überleben und laichen im darauffolgenden Jahr erneut. Die Jungfische leben in Nordeuropa bis zu 5 Jahre im Geburtsgewässer und ernähren sich von Kleinkrebsen und Insekten. Später im Salzwasser ernähren sie sich von Garnelen und Fischen und wachsen schnell heran. Fänge von über einem Meter Länge sind selten.